Rote Lampe für Barsinghausen: Klimakatastrophe ja – Energiewende verpasst. Gasdesaster hätte vermieden werden können.

Zur Nutzung der Sonnenenergie in Barsinghausen: Im Jahr 2011 PV-Anlagen, aber deren Strom machte nur etwa 7% des Gesamtverbrauchs aus. Mittlerweile sind mehr PV-Anlagen auf die Dächer gekommen: In 2020 gab es nach der Untersuchung  aller ca. 6000 Privathäuser durch ein Team der Ökostation etwa 324 PV-Anlagen und 607 Thermieanlagen. Gegenüber 2011 stand mehr Alternativstrom zur Verfügung – zu den fortschrittlichen EigenheimbesitzerInnen waren mittlerweile auch Gewerbeanlagen und dabei die größte PV-Anlage der Region in Groß Munzel ( gekommen.

Aktuelle Einspeisewerte zeigt der Energiemonitor der  Avacon ( „Stadt Barsinghausen/Energiemonitor“): Alle 15min wird gemessen, dabei sind auch Werte anderer alternative Stromerzeuger wie Wind- und Biogasanlagen vorhanden. Wir beobachten die Einspeisewerte jetzt in der vollen Sonnenzeit: Maximaler PV-Leistungen haben wir registriert, Windstrom spielte meist fast keine Rolle. Über die Mittagszeit lieferten alle PV-Anlagen zusammen oft aber nur kurzfristig z.B. 56% des verbrauchten Stroms (13.30h), vorher und nachher gab es deutlich weniger Ertrag. Um 23Uhr lieferten alle – natürlich außer PV – etwa 6% des verbrauchten Stroms. Die größten Stromverbraucher sind Industrie und Gewerbe, sie benötigen pro Stunde zwischen 8.000 und 12.000 kWh und zwar über die vollen 24h, oft auch am Wochenende. Demgegenüber verbrauchen alle privaten Haushalte (35.500 Einwohner) zusammen nur zwischen 4000 und 6000kWh pro Stunde – meist etwa ein Drittel von Industrie und Gewebe.
In den letzten 12 Monaten wurden in Barsinghausen 12.501.571 MegaWattStunden benötigt – eine Einspeisung ins Netz konnte überhaupt nicht erfolgen. Die Gesamterzeugung alternativen Stroms aus allen Quellen, vor allem PV und Wind, brachte in den vergangenen 12 Monaten nur 17,3% des Gesamtverbrauchs – damit geht die rote Lampe des Schlusslichts unter den Kleinstädten offenbar nach Basche!
Leider ist das nur ein schöner Erfolg für die ewigen Blockierer, die die Klimakatastrophe nicht wahr haben wollten oder sich nicht kümmerten..Oder weil sie wirtschaftliche Interessen z.B. der Ölindustrie verfolgten. Sowohl die große Politik in Berlin blockierte bekanntlich massiv – insbesondere bleibt Minister Altmeier für Wirtschaft und Energie im Gedächtnis. Aber auch die Region hatte keine PV-Verpflichtungen für eigene Bauprojekte wie z.B. für die Riesenhallen in Groß Munzel vorgeschrieben. Und unsere eigene Verwaltungsspitze mit dem ehemaligen Bürgermeister tat sich seit vielen Jahren selbst bei den kleinsten Anträgen zur Energiewende schon sehr schwer – und die gab es auch nur spärlich.
Über 10 Jahre sind vergangen, als Barsinghausen noch den Titel „Niedersächsische Klimakommune“ einheimste und ein umfangreiches, aber nicht hinreichendes Klimaschutzkonzept vorlegte, das zusammen mit der Klimaschutzagentur entwickelt worden war. Aber um der Klimakatastrophe wirklich nachhaltig begegnen zu können, hätten andere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Heute sind wir Schlusslicht. Und das, obwohl die Eigenerzeugung von 5,7% in 2010 auf 17% in 2021 gestiegen ist – engagierte HausbesitzerInen, wenigen Betrieben mit PV und dank der größten PV-Anlage der Region auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik in Groß Munzel mit einer installierten Spitzenleistung von 5,8 MWp.(Pro Jahr Energieertrag von mehr als 5 Millionen kWh für. knapp 1.500 Standard-Familien). Ohne diese Anlage sähe die Bilanz noch viel erschreckender aus. Alle Mitspieler – Verwaltung, Parteien mit ihren Ratsmitgliedern, Firmen, insbesondere die großen wie z.B. Bahlsen, Schollglas, dann Gewerbetreibenden und auch Teile der Bevölkerung, insbesondere Haus- und GrundstücksbesitzerInnen – haben sich zu wenig bis garnicht um die Sonnenenergie gekümmert.

Die Folgen solchen Nichthandelns sind mit der Gaskrise besonders klar geworden: Elektrischer Strom soll nun wieder völlig umweltschädigend produziert werden – weil zu wenig PV und Wind in den vergangenen Jahren gebaut wurde. Für Barsinghausen haben wir nachgerechnet: Das Solarkataster der Region gibt für jedes Haus in Barsinghausen den maximal möglichen Stromertrag vom Dach an – es ergeben sich rein rechnerisch 26.922.858 MegaWattStunden. Ziehen wir noch 10% für realistische Dachbelegungen ab, dann wäre mit über 24 Millionen Megawatt pro Jahr etwa das Doppelte des Jahresverbrauchs selbst erzeugt!!
Die CO2 – Einsparung würde dann stolze 146.441.018 Tonnen betragen! Das wären für den Fußabdruck einer jeden Person in Barsinghausen eine Reduzierung um 4 Tonnen! Mit weiteren persönlichen Maßnahmen wäre das Ziel, nur noch 2 Tonnen CO2 pro Jahr zu verursachen, dann sehr leicht zu erreichen.
Der Finanzaufwand für die komplette PV-Belegung aller Dächer würde bei etwa 480 Millionen Euro liegen. Mit welchem Finanzierungssystem könnten in den kommenden 20 Jahren etwa 20 bis 25 Millionen Euro pro Jahr aktiviert werden? Hier müssen unsere lokalen Finanzexperten Vorschläge erarbeiten – neue Bürgerstiftung, Non-Profit Organisation, Crowd-Funding, oder, oder ??
Und nicht zu vergessen: Windkraft würde ebenfalls sehr große Mengen an Strom liefern – wenn sie denn endlich gegen den Widerstand der Schwarz-Gelben auch im Kommunalparlament beschlossen werden könnte und von Berlin auch wieder richtig gefördert würde: Eine moderne Windkraftanlage mit 4 MW elektrischer Leistung erzeugt jährlich ca.10 Millionen kWh, also doppelt soviel wir die PV-Anlage in Groß Munzel und kostet nur 4-5 Mio Euro. Sie würde sich auch viel schneller amortisieren wie eine PV-Anlage.

Schon lange gilt: Jede selbst erzeugte Kilowattstunde an elektrischem Strom verringert den Bedarf an Gas, Kohle oder Uran. Angesichts der Gaskrise boomt der Solarmarkt gerade, Produktion und Installation sind überfordert. Viele Menschen auch in Barsinghausen wollen handeln, es geht um den Ersatz von Gas – und um viel mehr, nämlich um das Leben auf unserem ganzen Planeten.

Frank Roth 25.08.22